Grasmere
Auf den ersten Blick,ohne Informationen über die Abstammung,könnte man 'Grasmere' für eine Triphylla-Hybride halten. Die Anordnung der Blüten in einer Traube am Ende der Triebe,mit der uni korallenroten,sehr leuchtenden Farbe,verstärken diesen Eindruck noch. Doch die großen,breiten,grünen Blätter ohne jede Spur von Rot oder Rotbraun sprechen eine eigene Sprache. Auf einen Elternteil,F. cordifolia,weisen ganz eindeutig die jungen Blättchen des neuen Austriebes hin. Sie sind von einem feinen rosa Flaum überzogen,den wir von F. cordifolia oder F. splendens kennen. Der stark hängende Wuchs dieses Cultivars kommt als Randbepflanzung in großen Containern oder in einer freihängenden Ampel gut zur Geltung. Als Hochstamm gezogen,bekommen wir schnell eine schöne Krone. Allerdings wollen Blatt- und Blütenmassen gut ernährt werden. Susan Travis,die Tochter des berühmten englischen Züchters,James Travis,hat ihre ungewöhnliche Kreuzung erst volle zehn Jahre in Preston,im Seen-Distrikt,geprüft,bevor sie sie 1973 registrieren ließ. Grasmere heißt ein kleiner See in Westmorland,in England.
Joan Pacey
Diese starkwüchsige Sorte mit den mittelgroßen,pastellfarbigen Blüten hat eigentlich nur Pluspunkte aufzuweisen. Obwohl die Pflanze einen möglichst hellen Standort haben sollte,dort färben sich die Blüten am schönsten aus,zeigen gerade heiße Sommer,dass die Substanz der Blüten großer Hitze nicht lange standhalten kann. 'Joan Pacey' ist nicht nur extrem reichblühend,sondern blüht auch außergewöhnlich lange, im Gewächshaus etwa bis Weihnachten. Als Busch gezogen bekommt man bei zügiger Kultur und ein- bis zweimaligem Entspitzen bald eine große Pflanze. Die Sorte ist auch als Stammbildner hervorragend. Hochstämme in beliebiger Höhe sind leicht zu ziehen,wobei die Krone durch den dichten,reich verzweigten Wuchs von Jahr zu Jahr schöner wird. Der Züchter Cliff Gadsby hat zu unserem Glück sehr genaue Aufzeichnungen über seine Züchtungsarbeit hinterlassen. Sie befinden sich bei Bob Pacey,Gärtner und Züchter in Leicestershire,in besten Händen. Mr. Pacey will dort weiterzüchten,wo Cliff Gadsby aufhören musste.
Bicentennial
Mit 'Bicentennial' ist Ted Paskesen einem erklärten Zuchtziel, eine gefüllte, orangefarbene Fuchsie zu kreieren, schon sehr nahe gekommen. Die meisten bisher bekannten Cultivare mit orangenen Blüten haben einen großen Nachteil: Die Petalen sehen wie leicht verbrannt aus. Um aus der "Not eine Tugend" zu machen, kann man daher in vielen Sortenbeschreibungen von einem "rauchigen" Orange lesen. Wie auf dem Farbfoto gut zu erkennen ist, hat 'Bicentennial' diese Fehler abgelegt. Auch der sparrige oft steife Wuchs vieler Sorten dieser Farbrichtung ist einer gefälligen, vielverzweigten und buschigen Wuchsform gewichen. Ohne Übertreibung kann man 'Bicentennial' zu den Pflanzen zählen, die -problemlos in der Kultur- nur Freude machen. Der überhängende, etwas ausladende Wuchs mit elastischen Trieben macht sie zu einer vorzüglichen Ampelpflanze. Da Laub ist nicht so groß, dass sich die Blüten drunter verstecken können. Drei zwei- bis dreimal entspitzte Pflanzen reichen aus, um eine 30-cm-Ampel gut zu füllen. Bei guter Pflege können wir mit einem sommerlange, pausenlosen, reichen Blütenflor rechnen. Die elastischen Triebe bewegen sich mit dem Wind, ohne zu brechen. Dies ist eine Eigenschaft, die wir bei der Sortenwahl zur Ampelbepflanzung immer berücksichtigen sollten. Die Blüte selbst ist wohlgeformt und apart. Der Kontrast von langem, dünnen Tubus und dichtgefüllter, rundlicher Korolle ist besonders wirkungsvoll. Ein heller Standort, der einige Stunden am Tag vollsonnig ist, bringt uns Blüten von einer phantastischen Leuchtkraft. Eingeführt wurde 'Bicentennial' (= zweihundertjährig) zur Feier des zweihundertjährigen Bestehens der Vereinigten Staaten von Amerika und der Name danach gewählt.
Frauke
In heißen Sommern zeigt sich immer wieder,dass 'Frauke' gut hitzebeständig ist. Pausenlos trägt sie die zierlich eleganten Blüten gut sichtbar und sehr dekorativ an den Triebspitzen. Selbst die Rote Spinne,die bei 30 C im Schatten leicht zur Plage werden kann,hat 'Frauke' verschont.
Chang
Chang' ist ein außergewöhnlich starkwüchsiges Cultivar und verdankt diese Vitalität wahrscheinlich der direkten Abstammung von F. Splendens, einer Species aus der Sektion Fuchsia. Der Kreuzungspartner ist leider nicht bekannt. Die Eigenschaft, bis weit in den Winter hinein zu blühen, wenn man die entsprechenden Temperaturen im Gewächshaus bereitstellen kann, wird auf die gleiche Tatsache zurückzuführen sein. Auch zur Überwinterung sind höhere Temperaturen erforderlich, mindestens 10 C. Will man 'Chang' als Busch heranziehen, muss oft entspitzt werden. Dennoch bleibt der Wuchs sehr eigenwillig. Immer streben die starken, kräftigen Triebe seitwärts in die Horizontale statt nach oben. Ich ziehe 'Chang' seit Jahren nur noch als Hochstamm. Ein Herbststeckling wächst bis zum Frühjahr leicht 1 m bis 1,20 m hoch, bildet einen kräftigen Stamm und Seitenzweige entwickeln sich erst nach dem Entspitzen. Seine große Beliebtheit verdankt dieses Cultivar der aparten, bezaubernden Form seiner Blüten. Diese sind zwar relativ klein, erscheinen aber in großen Mengen. Jede Blüte gleicht einer Miniatur-Pagode und der Name, der fernöstliche Assoziationen hervorruft, ist vom Züchter treffend gewählt. Verstärkt wird der Charme durch die einmalige brillante Leuchtkraft der Blüten. Ich kenne keine andere Fuchsie mit Blüten von diesem intensiven Orange. Das hellgrüne Laub - ohne jegliche rote Aderung - ergibt einen Hintergrund, der die Farbwirkung noch verstärkt. In ein Gartenbeet ausgepflanzt, je sonniger die Lage, desto besser, wird 'Chang', ob als Busch oder als Hochstamm gezogen, mit seiner Signalwirkung alle Blicke auf sich ziehen und jeden Betrachter begeistern. Die Züchter, das Ehepaar Hazard aus Monterrey, Kalifornien, haben von 1930 bis 1949 siebzig neue Fuchsiencultivare eingeführt. 'Flash' und 'Other Fellow' gehören dazu und sind auch bei uns weit verbreitet.
Marinka
Es fällt mir schwer, neue Worte zu finden, um 'Marinkas' Lob zu singen. Sie ist so gut bekannt und so weit verbreitet, dass man allein daraus seine Schlüsse ziehen kann. Mit ihrem starken, buschigen Wuchs und ihrer unglaublichen Blütenfülle belohnt sie schon den geringsten Pflegeaufwand. Jeder Anfänger sollte es darum erst einmal mit diesem fast 100 Jahre alten und bewährten Cultivar versuchen. Das Erfolgserlebnis, heute so oft zitiert, wäre ihm sicher. In erster Linie ist 'Marinka' eine vorzügliche Ampelpflanze. Wie gut sie aber auch als Hängestämmchen wirkt, beweist das Foto, und so ein Stämmchen kann viele Jahre alt werden. Einen kleinen Fehler dieses Wunderkindes darf ich aber nicht verschweigen: ist es ihr im Frühjahr oder Herbst auch nur um einige Grade zu kalt, reagiert sie mit dunklen Blattflecken, ebenso, wenn es ihr zu heiß wird. Diese Flecken sind aber harmlos und verschwinden wieder, sobald die Temperaturen sich ändern.
Falling Star
Die Blütenfarbe dieses Fuchsien - Kultivars ist sehr apart. Fast möchte ich sie als kastanienrot bezeichnen. Jedenfalls fällt sie aus dem Rahmen der bei Fuchsien bekannten Farbschattierungen. Besonders schön ist die Ausfärbung an einemsonnigen Standort. Auf dem schönen Foto von Herrn Weihrauch können wir gut erkennen, dass er seine Aufnahme im Treibhaus gemacht haben muss. Der Tubus ist hell, allenfalls lachsrosa und stimmt absolut nicht mit meiner obigen Beschreibung überein. Wir können diese Erscheinung immer wieder beobachten. Fuchsienblüten unter Glas und dieselben im Freien sind oft völlig verschieden voneinander, das erschwert die Identifizierung beträchtlich. Vom Wuchs her kommt diese schöne robuste Pflanze in Balkonkästen oder größeren Ampeln zur schönsten Wirkung. Hochstämme formen eine dichte Krone, wenn man in den Monaten der Anzucht fleißig entspitzt. Lässt man die Pflanze natürlich wachsen, ohne durch diesen regulierenden Eingriff den Wuchs zu steuern, blüht sie erst relativ spät am Ende langer Triebe. Der Züchter Victor Reiter senior, Amerikaner deutscher Abstammung, hat zusammen mit seinem Sohn seit 1939 sage und schreibe 90 neue Fuchsien herausgebracht, darunter so populäre Sorten wie 'Flying Cloud',' Mantilla' und 'Fanfare'.
Elenor Leytham
Für die meisten Fuchsienfreunde bedeutet die erste Begegnung mit 'Eleanor Leytham' Liebe auf den ersten Blick. Der Charme der zierlichen,pastellfarbenen Blüten,die in dichten Trauben am Ende der Triebe stehen,nimmt jeden gefangen. Den aufrechten etwas steifen Wuchs,das runzelige Laub und die kurzen Internodien hat das hübsche Kind von seiner Mutter,der 'Countess of Aberdeen' mitbekommen,leider auch die durch die dichte Belaubung und den kompakten Wuchs bedingte Anfälligkeit für Botrytis. In kühlen,nassen Sommern sollte man dagegen vorbeugend spritzen und unbedingt einen luftigen Standort aussuchen. Im Sommer einen Steckling an der Pflanze zu finden,ohne ein paar der vielblütigen Trauben zu opfern,ist nahezu unmöglich. Man vermehrt darum am besten im zeitigen Frühjahr mit ganz jungen weichen Stecklingen.
Carmel Blue
Bei der Einführung Mitte der 50er Jahren war 'Carmel Blue' eine Sensation, die klassischen einfachen Blüten sind lang und elegant. Durch die ebenfalls langen spitzen Knospen wird dieser Eindruck von Eleganz noch verstärkt. Die klare weiß-blaue Farbkombination war neu und stellte einen Durchbruch in der Fuchsienzüchtung dar. Bei älteren Cultivaren war das Blau immer mehr purpurn. Während viele der weiß-blauen Fuchsien - besonders die stark gefüllten - schwierig in der Kultur sind,und viel Einfühlungsvermögen und Erfahrung von Liebhabern verlangen, kann man 'Carmel Blue' jedem Anfänger empfehlen. Die Pflanze eignet sich gut als Topf- oder Beetpflanze und kann bei guter Kultur 60 - 80 cm hoch werden. Wenn der Busch aber nicht nur Höhe, sondern auch Breite und Volumen haben soll, muss früh und oft entspitzt werden. Um die schönen Farben lange zu erhalten, müssen wir einen schattigen Standort wählen. In der Sonne wird der Kelch sehr bald verwaschen rosa und das Laub besonders gerne von der "Roten Spinne" heimgesucht. Mancher Fuchsienfreund wird dieses Cultivar schon lange unter dem Namen 'Bavaria' kennen, unter dem es fälschlicherweise von einer bayrischen Gärtnerei in den Handel gebracht worden ist. Aber wer kann das einem Bayern - bei einer Fuchsie in seinen Landesfarben - ernsthaft verdenken? Außer 'Carmel Blue' verdanken wir dem kalifornischen Züchter R. Hodges (Fuchsien 1980) weitere 68 Cultivare. Er hat lange mit Christel Hanson, Besitzerin einer bekannten Fuchsiengärtnerei in Nordkalifornischen Eureka, zusammengearbeitet. Von ihr sind 49 Sorten registriert (z. B. 'Aunt Juliana'). Aus ihrer Umgebung wird berichtet, dass sie gegen Ende ihres langen Lebens einmal gesagt haben soll: "I hope that heaven is full of Fuchsias". (Ich hoffe, dass der Himmel voller Fuchsien ist.) Das ist sie,die inzwischen legendäre 'Carmel Blue'. Sie war die erste Fotobeilage im ersten Fuchsienkurier 1982. Damals wurden die Bilder von der Familie Frohmann privat in der eigenen Dunkelkammer nach dem Ilford-Umkehrverfahren direkt von den Dias entwickelt und geschnitten. Zu der Zeit war erheblich billiger als im Fotolabor. Erst ab dem 3. Kurier,als die Auflage eine Höhe erreichte,das vier Wochenende zur Produktion nicht mehr genug waren, wurde ein Labor beauftragt. Die ersten Bilder wurden jeweils noch individuell von Hand in der Farbtiefe abgestimmt und gefiltert. Zusammen mit 'Checkerboard' war es der Beginn einer langen Reihe von Fuchsienbeschreibungen. Die "echte" Fotobeilage wurde zum Erfolg, der inzwischen von vielen Fuchsiengesellschaften auch angewandt wird. Auch das hier eingescannte Bild stammt von einer fast 20jährigen eigen entwickelten Aufnahme.
Ting-a-Ling
Ting-a-Ling' ist zweifellos eine der besten aufrechtwachsenden, einfachblühenden weißen Fuchsien. Die wohlgeformten, zahlreichen, gut über dem Laub stehenden Blüten machen dieses Cultivar zu einem vorzüglichen Schauobjekt. Die gute Verzweigung bei kurzen Internodien und der dadurch bedingte buschige Wuchs bringen es aber mit sich, dass bei mangelnder Aufmerksamkeit im Winter oder Frühling - selbst in regenreichen Sommern- schnell Botrytis sich ausbreitet. Die meisten weißen oder pastellfarbenen Fuchsien sind anfällig für diesen Pilz. Also heißt es wachsam sein und solche Pflanzen am besten vorbeugend mit einem Fungizid behandeln. Der starke Wuchs und die vielen Blüten setzen regelmäßige, ausreichende Düngung voraus. Vernachlässigt man diesen Punkt, werden die Blätter bald chlorotisch und fallen ab. Was generell für weiße Fuchsien gilt, ein möglichst schattiger, geschützter Standort, ist für 'Ting-a-Ling' ein absolutes Muss, weil die Substanz der Blüten nicht besonders fest ist und Wassertropfen leicht braune Flecken hinterlassen, die die Schönheit doch sehr beeinträchtigen. Ganz problemlos ist die Kultur also nicht. Wenn man sie aber mit den beschriebenen Methoden in den Griff bekommt, wird der Erfolg nicht ausbleiben. Eine extrem lange, pausenlose Blütezeit ist der Lohn unserer Mühe. Clement Schnabel gehörte zu der ersten Generation erfolgreicher Fuchsienzüchter in Kalifornien. Seit 1947 wurde von ihm 59 neue Sorten eingeführt, darunter so bekannte wie: 'Sleigh Bells','Impudence', 'Constellation' und 'Cara Mia'. Ted Paskesen war zunächst sein Mitarbeiter. Es sind von ihm aber auch 21 neue Sorten bei der AFS registriert.
Walsingham
Bei den zahlreichen Neuzüchtungen, die in den letzten Jahren aus England zu uns gekommen sind, ist es ganz natürlich, dass nicht alle sensationelle Verbesserungen bereits vorhandener Sorten sind, die sich von altbewährten Cultivaren in Farbe, Blütenform, Wuchsart oder Wuchsfreudigkeit deutlich unterscheiden. So fristen denn auch manche "sogenannte Neuheiten" nur ein kurzes Dasein in den Katalogen, und weil das Gute sich immer durchsetzt, sind sie bald nicht mehr gefragt. 'Walsingham' gehört zu den erfreulichen Ausnahmen. Sie wird sich aufgrund ihrer Qualitäten auf Dauer immer durchsetzen. Schon die junge Pflanze im blütenlosen Stadium ist mit dem relativ kleinen, fein gezähnten, sattgrünen Laub an rötlichen Stielen und Zweigen sehr ansprechend. Die gute Substanz der mattglänzenden Blätter bietet einen natürlichen Schutz vor Schädlingen, besonders der "Roten Spinne". Die gut gefüllten, außergewöhnlich wohlgeformten Blüten mit Petalen, die - fein gewellt und gekräuselt - ordentlich zu einer Glockenform ineinander gewickelt sind, leuchten in einem zarten Lila-rosa. Breite leicht gebogene, unterseits kreppartige Sepalen heben sich gerade soweit in die Horizontale, dass der Eindruck entsteht, sie möchten die so kostbar wirkende Korolle vor Witterungswidrigkeiten und Unbill schützen. Die roten Staubfäden erscheinen -gemessen an dem extrem langen Stempel- kurz. Auch bei zunehmender Reife behält die Blüte ihre geschlossene Form, wird also nicht flatterig. Auch die Haltbarkeit der Blüte bei unveränderter Farbschönheit ist sehr gut. Wenn man 'Walsingham' als Busch oder Topfpflanze ziehen will, muss möglichst unauffällig etwas gestützt werden. Ein halbhohes Stämmchen könnte ich mir bezaubernd vorstellen. Die ideale Verwendung dieses Cultivars bieten aber Ampeln oder Kübelränder. Benannt hat der Züchter diese Fuchsie nach dem berühmten Pilgerschrein in East Anglia.
Countess of Aberdeen
Diese kleine Pflanze, zierlich und charmant, baut sich bei einmaligem Entspitzen nach dem 3. oder 4. Blattpaar zu einem perfekten gut verzweigten Busch auf. Die niedlichen wohlgeformten Blüten erscheinen in dichten Trauben immer am Ende der Triebe. Bei schattigem Stand bleiben sie fast weiß. Bezaubernd wirkt dieses Cultivar als Fußstämmchen von etwa 30 cm Höhe. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass die "Dame" manchmal ein wenig launisch ist. Nach dem Umpflanzen in einen größeren Topf muss man vorsichtig und sparsam mit dem Wasser sein. Auch Stecklinge bewurzeln schlecht. Problemlos geht es mit ganz weichen Stecklingen vom Frühjahrsaustrieb. Vorbeugendes Spritzen gegen Botrytis ist angebracht.
La Bianca
Wie alle "sogenannten" weißen Fuchsien müssen wir auch 'La Bianca' geschützt und schattig aufstellen. Helles Licht oder gar direkte Sonne bringen die latent vorhandenen blauen und roten Farbstoffe wieder zum Vorschein und verfärben dieBlüte rosa. Regentropfen und Gießwasser hinterlassen beim Abtrocknen braune Flecken auf den Blüten. Dadurch wird die Schönheit sehr beeinträchtigt. Zu den robusten Fuchsien können wir 'La Bianca' nicht rechnen. Sie hat nur ein relativ schwach ausgebildetes Wurzelsystem,darf darum nicht zu schnell in größere Töpfe gepflanzt und sollte vorsichtig gegossen werden. Auch vorbeugender Schutz gegen Botrytis ist - besonders im Winter,aber auch in nassen Sommern mit hoher Luftfeuchtigkeit - ratsam. Die delikate Schönheit der wohlgeformten Blüten rechtfertigt aber jeden Pflegeaufwand.. Ich möchte dieses Cultivar in meiner Sammlung nicht missen. Horace & Daniel Tiret,die Züchter von 'La Bianca' leben in San Francisco und haben seit 1947 etwa 124 neue Fuchsien herausgebracht. Die prominenteste ist 'Swingtime',weit verbreitet und vielgeliebt. Schon bei uns vorhanden - um nur einige zu nennen - sind 'La Neige','Lace Petticoats','Orange Mirage','Papa Bleuss','Sonata' und 'Sweet Leilani'.
Celia Smedly
Celia Smedley' ist mit Abstand eine der besten Fuchsien, die in den siebziger Jahren eingeführt worden sind. Das reine, leuchtende Rot der Korolle, ohne jeden (sichtbaren) Anteil von Blau, bleibt selbst im Verblühen klar und sauber und muss darum als realer Durchbruch in der Züchtung angesehen werden. Ob wir sie als Topf- oder Kübelpflanze verwenden, oder ob sie mit ihrer klaren, weithin leuchtenden Farbkombination einen Blickfang im Gartenbeet bilden soll, sie wird uns immer erfreuen. Die ziemlich großen wohlgeformten Blüten erscheinen bei guter Pflege reichlich und pausenlos bis zum Ende de Saison. Stecklinge bewurzeln schnell und problemlos. Bei zügigem Umtopfen bekommen wir eine dekorative Schaupflanze in einem halben Jahr. Starkwüchsige Fuchsien wie diese wollen regelmäßig und fleißig entspitzt werden, denn, und das soll nicht verschwiegen werden, der Wuchs ist etwas steif. Das starke, kräftige Holz sollte gut von Laub bedeckt sein und nicht störend wirken. Überwintern sollten wir dieses Cultivar möglichst liegend, damit auch die unteren Augen im Frühjahr wieder austreiben.
Mickey Goult
Die Blüte dieser relativ neuen Roe-Fuchsie ist von einer so klaren Form, die sanfte Farbe über dem kleinen Laub so makellos, dass man staunend vor so viel schlichter Schönheit verharrt und ganz plötzlich weiß, warum man Fuchsien liebt. Bei unseren englischen Fuchsienfreunden werden viele Fuchsien ausschließlich als Schaupflanzen herangezogen. Man tritt mit ihnen auf den vielen Ausstellungen in einen edlen Wettstreit miteinander. Erstens erhöht das die Spannung und zweitens kann man wertvolle Preise gewinnen - oder auch nicht. Aus diesem Grunde wird eine neue Fuchsie dort in erster Linie nach Ausstellungskriterien beurteilt. Das heißt, sie muss aufrecht wachsen, sich gut verzweigen, wohlgeformte Blüten von schöner Farbe in großer Fülle, möglichst lange und möglichst pausenlos, hervorbringen. Wenn die Pflanze sich dann noch durch Vitalität und Starkwüchsigkeit auszeichnet, sich also problemlos zu großen dekorativen Topf- oder Kübelpflanzen heranziehen lässt, sind alle Ansprüche an eine gute Schaupflanze erfüllt. Wir wären gewiss gut beraten, wenn wir diese hohen Ansprüche an alle Fuchsien stellen würden, die wir in unsere Sammlung aufnehmen, auch wenn wir Fuchsien zu unserem eigenen Vergnügen kultivieren. Natürlich gelten für Hängefuchsien in Ampeln wieder andere Kriterien. Kurz und gut, da 'Micky Goult' ein Kind aus bestem englischen (Züchter-) Haus ist, kann sie alle diese Ansprüche erfüllen. Es steckt auch genügend Vitalität in diesem Cultivar, um in angemessener Zeit einen Hochstamm daraus zu ziehen. Auch von Micky's Schwesternsämling 'Amanda Jones', wird viel Lobendes berichtet.
Seventh Heaven
Als ich etliche,wunderschöne Dias von Mary Ellen Guffey,Fuchsienfreundin aus Malibu,Kalifornien,geschenkt bekam,hatte ich nur noch den großen Wunsch,diese abgebildeten Schätze irgendwann einmal in Natura besitzen und bewundern zu dürfen. Ganz bewusst hatte ich mir aus einer langen Auswahlliste vorwiegend Dias von neuen Stubbs - Züchtungen ausgesucht. Schneller als ich je zu hoffen gewagt,wurden dann meine stillen Wünsche Wirklichkeit. Dank unserem Mitglied Manfred Behre,Hannover,der das große Risiko auf sich genommen hat,viele Fuchsien-Neuheiten aus Kalifornien einzuführen. So bin ich also in der glücklichen Lage,meine Erfahrung mit dem "Siebenten Himmel" zu schildern. Aus dem kleinen Fuchsiensteckling wurde bis Anfang Juli eine kräftige,aufrechtwachsende Pflanze mit relativ großem Laub von fester Substanz. Als sich die ersten Knospen zeigten,befürchtete ich zunächst,die Blüten würden von den großen Blättern verdeckt werden. Aber nein,die Blütenstiele wurden lang und länger,die starkgefüllten,schweren Blüten zogen die elastischen Zweige herunter,und vor dem dichten Laubhintergrund hingen sieben mal zwei Blüten,immer paarweise. Die Entwicklung der Blüten zur vollen Pracht dauerte mehrere Tage. Die Sepalen zogen durch die angewachsenen Petaloiden die Blüte zu einer unwahrscheinlichen Größe auseinander und stellten sich dabei hoch,den Tubus völlig verdeckend. Dieses Stadium der Entwicklung ist auf dem Foto noch nicht erkennbar. Nach dem ersten Blütenschub machte die junge (!) Pflanze nach einer kleinen Pause bis zum Herbst noch etliche einzelne Blüten. Wenn man bedenkt,dass dieses Cultivar unter kalifornischer Sonne entstanden ist,wir aber einen extrem kühlen Sommer hatten,ist das Resultat doch recht erfreulich zu nennen. Vier Stecklinge wachsen nun dem nächsten Frühjahr entgegen,um dann eine Ampel zu zieren.
First Lady
Fuchsiencultivare mit Blüten von so klarem reinen Rosa wie 'First Lady' sie vorweisen kann,sind mir nur wenige bekannt. Darum ist es auch ein angestrebtes Zuchtziel vieler Züchter,die Farbpalette der Fuchsien um neue Sorten mit guten Wuchs- und Blüheigenschaften in diesem effektvollen Farbton zu bereichern. Annabelle Stubbs aus Oceanside in Kalifornien ist 1973,ziemlich zu Beginn ihrer Züchtungsversuche,der große Wurf gelungen. Mitte der 80er Jahre zog Frau Stubbs in den Norden von Kalifornien,nach Eureka nahe der Grenze zu Oregon. Hier,immer fast immerwährenden Nebel schuf sie weitere,sehr schöne Sorten. Wegen eines Leiden Ihres Mannes mussten sie aber Mitte der 90er Jahre wieder nach Oceanside zurück. Er hatte,im Gegensatz zu den Fuchsien,das Klima auf Dauer nicht ertragen. 'First Lady' war ein Erfolg,der sie ermutigt hat,auf dem eingeschlagenen Weg weiter zu arbeiten. Die Blüten sind groß,stark gefüllt,und von ungewöhnlich fester Substanz,darum - im Schatten - gut hitzebeständig. Besonders hübsch die "Mausezähnchen" an den äußeren Petalen. Gemessen an der Mutter 'Pink Galore',die wir doch alle seit ihrer Einführung 1958 für das Nonplusultra in dieser Farbe gehalten haben,ist 'First Lady' direkt robust. Der Wuchs ist stärker und die Pflanze durchaus imstande,die schweren Blüten an den überhängenden Zweigen mit kraftvoller Eleganz zu tragen. Wir haben es hier also mit einer idealen Ampelpflanze zu tun. Mit ihrem üppigen Wuchs und der reichen Belaubung füllen drei Pflanzen eine 40-cm-Ampel gut aus. Benannt wurde 'First Lady' nach der Gattin von Richard Nixon zur Zeit seiner Präsidentschaft in den USA.
Texas Longhorn
Fuchsienfreunde mit einer Vorliebe für riesige Blüten müssen 'Texas Longhorn' einfach einmal ausprobieren. Schon die geschlossenen Knospen sind elegant und bis zu 12 cm lang. Die geöffnete Blüte hat folglich eine Spannweite von mehr als 20 cm. Die Sepalen sind wie Windmühlenflügel um die relativ kurze, eher kompakte Korolle angeordnet. Die Pflanze ist aber keineswegs leicht zu kultivieren, geschweige denn, in eine ansprechende Form zu bringen. Selbst wenn man sorgfältig und wohlüberlegt entspitzt, erscheinen die Achseltriebe nur spärlich und unregelmäßig und garantiert nicht dort, wo man sie erwartet. Die Internodien sind lang und kräftig. Oft ist das Laub verdreht und legt sich nach hinten umgeschlagen um die Äste. Es bildet also einen Zirkel, der die Äste umschließt. Die meisten Leute pflanzen 'Texas Longhorn' in Ampeln oder Hängekörben, so dass man die leider eher spärlich erscheinenden Superblüten in Augenhöhe gebührend bewundern kann. Wenn 'Texas Longhorn' trotz all dieser Schwierigkeiten über viele Jahre populär geblieben ist, so liegt das wohl einmal an den großen Blüten, aber auch an der Tatsache, dass ältere Pflanzen leichter zu formen sind und reicher blühen. Es war auch ein mindestens 10 Jahre alter Baum, mit mehr als 50 Blüten, der 1978 auf der London-Show viel bewundert wurde. Der Aussteller war allerdings ein Berufsgärtner, und es wurde bei den Besuchern der Show vermutet, dass er mit Stauchmitteln gearbeitet habe. Wenn wir uns die doch durchweg kleinblütigen Wildfuchsien vorstellen, die das Ausgangsmaterial für alle heutigen Cultivare waren, so erscheint mit diese enorme Blüte fast wie ein Wunder.
Other Fellow
Other Fellow' ist eine besonders attraktive Fuchsie von erlesener Schönheit. Gut gepflegte Exemplare mit der enormen Blütenfülle ziehen alle Blicke auf sich. Kein Wunder, dass die Sorte häufig als Ausstellungspflanze zu sehen ist. Meistens wird sie als Busch gezogen, der sich ohne besondere Nachhilfe gut verzweigt. Die wohlgeformten Blüten sind mittelgroß und wirken zart und fragil. Sie erscheinen aber pausenlos, bis der Frost der Pracht ein Ende setzt. Wassergaben sollten im Topf wohl dosiert und mit Bedacht verabreicht werden, weniger ist hier meistens mehr. Der aufrechte Wuchs mit den gut sichtbar am Ende der Triebe angeordneten Blüten, die bei aller Zartheit den Regen gut vertragen, macht dieses Cultivar zu einer wirkungsvollen, dekorativen Beetpflanze. Aus dem amerikanischen übertragen bedeutet Fellow einfach: Kamerad, kleiner Freund, Kerl. So bezeichnete sich Charlie Chaplin in seinen Filmen meistens als "Little Fellow".
Auntie Jinks
Manchmal benötigt man für bestimmte Plätze schmückende Ampeln, die nicht durch ausladenden Wuchs gleich Wagenradgröße erreichen. In solchen Fällen sollten wir an 'Auntie Jinks' denken. Sie bildet lange, biegsame Triebe, die wie ein Wasserfall direkt nach unten wachsen. Während die ersten Blüten früh im Jahr mit der Blüte beginnen, schieben sich aus dem Topf und den älteren Trieben fortlaufend neue Zweige nach,die dann auch sehr schnell blühen. Es wird also pausenlos bis zum ersten Frost durchgeblüht, im Treibhaus auch noch bis zum Jahresende. Das Laub ist klein und unauffällig und ordnet sich der Pracht der zahlreichen, eher kleinen Blüten gut unter. Die Knospen erinnern noch ein wenig an die Mutter 'Checkerboard'. Besonders hübsch ist 'Auntie Jinks' auch als Randbepflanzung in größeren Kübeln und hier ein guter Farbpartner zu aufrechten Fuchsien mit weißen oder pastellfarbigen Blüten. Sie ist eine dankbare Fuchsie, die viel Freude bereiten kann.