Teil 13 Sektion
Hemsleyella
- Teil 3
von Henk Hoefakker
In dieser Folge betrachten wir nun die letzten 6 Arten der Sektion Hemsleyella.
Fuchsia mezae wurde erst 1965 durch einen Sammler mit Namen Meza entdeckt (daher der Name der Fuchsie) und zwar in Peru auf einer Höhe von 2'350 m. Es ist noch nicht viel von ihr bekannt, ausser dass es sich um einen Strauch von etwa einem halben Meter Höhe handelt. Die steif aufrecht stehenden Zweige sind meist kahl mit gegenständigen Blattansätzen. Die neuen Blätter und Blüten erscheinen an kurzen Seitenzweigen. Die rosa Blüten sind 5 cm lang und weisen grüne Kelchblattspitzen auf. Von Gerard Rosema habe ich einen Steckling einer unbekannten Art F. inconnu 'de Laco' (F. mezae?), die er aus Frankreich mitgebracht hat, bekommen. Ich vermute stark, dass es sich um F. mezae handelt. Gerards Pflanze hat bereits geblüht und davon konnte ich dann auch ein Foto machen.
Fuchsia nana ist eine Art aus den bolivianischen Anden, wo sie nahe der Baumgrenze in 3'000-3'700 m Höhe vorkommt. Sie bildet aufrechte, aber auch kriechende Büschchen, die in Felsspalten wachsen. Oft wächst sie auch epiphytisch auf Bäumen. Sie besitzt viele kupferfarbene Knollen mit zahlreichen Ausläufern. Die Blätter stehen wechselständig, sind dünn und grün mit einem rötlichen Hauch. Die kleinen Blätter sind bis 35 mm lang und 20 mm breit, der Blattrand ist leicht gezähnt. Die Blüten sind hellrot mit einem purpurnen Ring am Übergang zum Kelch und werden ca. 4.5 cm lang. Diese Art wurde bereits 1950 gefunden, aber erst 1985 durch Paul Berry beschrieben. Der Name "nana" bedeutet "zwergartig" und bezieht sich auf die Strauchform.
Die nächste Art ist Fuchsia pilaloensis. Sie wächst in Höhen zwischen 2'400 und 3'150 m in den feuchten und kühlen Wäldern in einem kleinen Gebiet im westlichen Ecuador über dem Städtchen Pilaló in der Provinz Cotopaxi. Wie Sie sicher bemerkt haben, bezieht sich der Name dieser Art auf das Städtchen, in dessen Nähe sie wächst. Benannt und beschrieben wurde sie 1985 durch Paul Berry. Sie kommt als kleiner, kräftiger Strauch von 0.5-1 m Höhe oder als lianenartiger Strauch mit langen, rankenden Zweigen vor. Zum Teil wächst sie auch epiphytisch auf Bäumen mit langen, hängenden Zweigen von bis zu 8 m Länge. Sie besitzt viele kleine, hellgefärbte Knollen. Die grossen, schmalovalen Blätter stehen meist wechselständig, zum Teil aber auch gegenständig. F. pilaloensis blüht im frühen Vorjahr in grossen Büscheln an den Enden der kahlen Zweige. Die prächtigen, 7.5 cm langen Blüten sind hellrosa mit grünen Kelchblattspitzen.
Fuchsia salicifolia war die vierte der kronenlosen Fuchsien, die durch Hemsley im Jahr 1876 beschrieben wurden. Sie wächst in den Nebelwäldern von Südperu (Departement Cuzco und Puno) und Bolivien (Departement La Paz). Sie wächst als Strauch epiphytisch auf Baumstrünken oder manchmal auch zwischen Felsen. Die Zweige wachsen oft meterlang unter dem Moos den Baumstrünken entlang. Die Art hat schöne, runde Knollen von 2-3 cm Durchmesser. Die Blätter sind schmal und lanzettlich und bis zu 16 cm lang, ähnlich Weidenblättern. Und da die Weide den lateinischen Namen Salix trägt, erkennt man auch, woher der Name dieser Art kommt. Salicifolia bedeutet weidenblattähnlich. Die schönen Blüten sind rosarot, wobei der Kelch etwas heller ist. Im Übergang zum Kelch zeigt sich oft ein purpurner Ring. Die Kelchblätter sind wie bei F. insignis etwas zurückgebogen.
Fuchsia tillettiana ist eine sehr schöne Art aus den venezolanischen Anden und wurde 1972 durch Philip Munz beschrieben. Er benannte sie nach dem amerikanischen Botaniker Stephen S. Tillet, der die Pflanze fand und ihn überzeugte, dass diese Art noch nicht beschrieben war. Sie wächst als Strauch von 0.5-2.5 m Höhe oder als Kletterpflanze zwischen Felsen oder epiphytisch in Bäumen bis 10 m Länge. Sie weist verdickte Wurzeln auf und ältere Pflanzen haben zum Teil auch kleine Knollen. Die lianenartig hochwachsenden Zweige kommen zum Teil auch wieder büschelweise als hängende Zweige nach unten. Die Blätter stehen gegenständig oder in Quirlen zu dritt. Sie sind schmal oval und bis 10 cm lang. Die Blüten sind kirschrot bis rosa mit rotpurpurnen Stielen. Die zahlreichen Blüten stehen endständig oder in lockeren Trauben. Auch bei dieser Art sind die Kelchblätter zurückgeschlagen.
Fuchsia tunariensis ist eine seltene Art aus den Nebelwäldern von Süd-Peru (Departement Ayacucho) bis Bolivien (Departement Cochabambana). Sie wächst da in Höhen von 2'400-3'400 m als aufrechter Busch von 0.8-1.5 m Höhe in Felsspalten, oft aber auch epiphytisch auf Bäumen. Sie hat grosse, ellipsoide Knollen. Die Blätter stehen manchmal wechselständig, meist aber gegenständig. Sie sind an der Unterseite, vor allem längs der Nerven, dicht behaart. Die grossen Blätter werden bis 115 mm lang und 65 mm breit. Sie weisen eine spitz zulaufende Basis und Spitze auf und die Ränder sind leicht gezähnt. Die Blüten sind kräftig rosarot bis hellorange und sind ungefähr 7.5 cm lang. Diese Art wurde 1898 durch Otto Kuntze beschrieben. Er benannte sie nach den Tunari-Bergketten in Zentral-Bolivien, wo diese Art das erste Mal gefunden wurde. Von all diesen wunderschönen Arten haben wir in den Niederlanden nur F. pilaloensis und F. tillettiana sowie wohl auch F. mezae, aber dies ist noch nicht bestätigt.
Quelle: Fuchsiana 03/2013
Übersetzung: Hans Eggenberger (he)
Fotos: Henk Hoefakker
Foto F. tillettiana: Tiny van der Sande