Teil 3 Sektion Schufia
von Henk Hoefakker
Eine Sektion, die bei den Fuchsienfreunden auf grosses Interesse stösst, ist die Sektion Schufia. Die nur zwei Arten und eine Unterart umfassende Sektion fällt völlig aus dem gewohnten Rahmen, was Form und Aussehen betrifft. Ein alter Name für diese Fuchsie ist Fliederfuchsie (Fuchsia syringaeflora oder F. arborescens var. syringaeflora). Dieser Name gibt sehr treffend wieder, was für Blüten sie hat und ich denke, dass sie darum auch beinahe alle kennen.
Diese Fuchsien bilden grosse Sträucher oder kleine Bäume. Das natürliche Vorkommen erstreckt sich von Zentralmexiko bis zur Mitte Panamas. Ein Hinweis für die Kreuzworträtselfreunde: Der Sektionsname Schufia ist ein Anagramm zu Fuchsia. Unter dem Namen Schufia hat Eduard Spach diese Gruppe ursprünglich als eigene Gattung beschrieben (Schufia arborescens).
Die erste Art ist F. arborescens, was baumförmige Fuchsie bedeutet. Dieser Name bezieht sich auf die Wuchsform, die sich in grossen Sträuchern oder bis zu 8 m grossen Bäumchen zeigt. Diese Art kommt aus Mexiko und wurde 1825 von John Sims erstmals beschrieben. Ihre Blätter sind lang, elliptisch, etwas steif, glatt, dunkelgrün mit leichtem Glanz und glattem Rand (von 10 cm lang und 4 cm breit bis zu 15x8 cm).
Die zwittrigen Blüten sind klein, aber zu Rispen zusammengefasst, was eine auffallende Erscheinung ergibt. Die Blüten sind lila. Die Beeren sind zu Beginn klein und dunkelrot, werden aber beim Reifen grösser und beinahe schwarz mit einem wachsartigen Belag, was sie wie bereift aussehen lässt. Auch diese Fruchtstände sehen sehr attraktiv aus, zumindest solange die Amseln nicht zu Besuch da waren. Bei grossen Pflanzen kommt es oft vor, dass die oberen Rispen Beeren tragen, während die unteren noch voll in Blüte sind.
F. paniculata ist die zweite Art in dieser Sektion. Sie wurde 1856 erstmals beschrieben durch John Lindley. Sie kommt von Süd-Mexiko bis Panama vor. Der Name bezieht sich auf den rispenförmigen Blütenstand [lat. Panicula = Blütenrispe].
Diese Art gleicht sehr der oben beschriebenen Art. Aber im Gegensatz zu F. arborescens, die nur mit zwittrigen Blüten vorkommt, treten bei F. paniculata neben zwittrigen auch rein weibliche Blüten auf. Die jungen Blätter von F. paniculata sind von einem helleren Grün und etwas weicher. Zwischen den Blattnerven sind sie etwas gewölbt und der Blattrand ist leicht gezähnt. Die Blütenrispen sind im Allgemeinen etwas grösser und voller und die Farbe ist mehr violettrosa. Im Handel wird meist F. paniculata angeboten und selbst wenn sie mit F. arborescens angeschrieben sind , sind es doch häufig "Paniculatas". Auf der Liste der Botanischen Gruppe stehen verschiedene Namen, aber eigentlich sind es nur verschiedene Saatnummern derselben Art aus verschiedenen Herkunftsgebieten. Sie unterscheiden sich zum Teil deutlich in Blattgrösse, Wuchskraft und Blütenreichtum.
Eine Unterart von F. paniculata ist F. paniculata ssp. mixensis [Bezieht sich auf den Distrikt Mixe in Oaxaca, einem der Fundorte dieser Unterart (he)]. Sie kommt im Übergangsgebiet von F. arborescens und F. paniculata vor. Früher wurde diese Unterart F. arborescens 'Zempoalt' genannt. Obwohl die Blüten F. arborescens gleichen, ist sie bei F. paniculata eingeteilt, weil auch bei ssp. mixensis zwei Geschlechtsformen vorkommen. Die Blätter sind dunkelgrün, rau und behaart und viel grösser als bei den zwei anderen Arten. Die Blüten bilden grosse, verzweigte Rispen und sind rotviolett. Nachdem F. paniculata ssp. mixensis als Unterart zu F. paniculata festgelegt wurde, muss nun die ursprüngliche F. paniculata korrekterweise F. paniculata ssp. paniculata genannt werden.
All diese Arten sind einfach zu halten, können aber sehr gross werden. Sie verlangen recht viel Platz, Wasser und Düngung. Stecklinge blühen meist schon im ersten Jahr, ältere Pflanzen blühen am überjährigen Holz oder dann spät in der Saison. Durch ihre Grösse und die wunderschönen Blüten sind sie oft Anziehungspunkte auf Schauen.
Quelle: Fuchsiana 04/2011
Übersetzung: Hans Eggenberger (he)
Fotos: Henk Hoefakker