Teil 10 Sektion Encliandra - Teil 3
von Henk Hoefakker
Diesmal nun der dritte und letzte Teil zur Sektion Encliandra. Wir beginnen mit F. cylindracea. Diese Art ist zweihäusig. Sie wächst als aufrecht wachsender Strauch und kann 1.5 - 4 m hoch werden. Die Wuchsform der beiden Geschlechter ist bei mir etwas unterschiedlich. Die männliche Pflanze ist etwas kompakter als die weibliche, die wiederum wächst etwas aufrechter. Die Blättchen sind recht gross für diese Sektion, sie sind länglich oval mit einem spitzen Abschluss. Sie sind gegenständig angeordnet und auf Ober- und Unterseite behaart. Ebenso sind die Blüten behaart. Der Tubus ist zylinderförmig, daher der Name. Die Blütenfarbe ist rot, wobei die kleinen Kron- und Kelchblättchen auch viel heller sein können. Die männlichen Blüten werden gut 1.5 cm lang und sie haben im Gegensatz zu den weiblichen keinen Fruchtknoten. Die weiblichen Blüten werden etwa 1.1 cm lang. Die Beeren sind rund und färben sich schwarz. Diese Art wächst in Mexiko in Schluchten, verstreut zwischen Tannen, Eichen und Heide sowie in Nebelwäldern auf 1'500 - 2'000 m Höhe.
F. obconica gehört auch zu dieser Sektion und bildet grosse aufrechte Sträucher von 1 - 3 m Höhe. Die dunkelgrünen Blättchen wachsen gegenständig und sind oval mit einem leicht gezähnten Rand. Die Blattunterseite, die Nerven und der Blattstiel sind graugrün. Neue Triebe und Blättchen sind hellgrün. Diese Art ist ebenfalls zweihäusig. Die Blüten sind weiss. Auch hier sind die männlichen Blüten viel grösser (12 mm) als die weiblichen (9 mm). Der Tubus ist umgekehrt kegelförmig - vor allem bei den männlichen Blüten - von daher der Name obkonisch. Diese Art kommt häufig in den mexikanischen Vulkangebirgen auf 1'700 - 2'400 m Höhe vor. F. ravennii bildet ebenfalls robuste, kräftige Büsche von 2 - 4 m Höhe. Diese Art hat ziemlich variable Blätter, die als Quirl zu Dreien oder gegenständig angeordnet sind. Sie sind lanzettförmig bis breit oval und können 12.5 cm lang und 4.5 cm breit werden. Die Oberseite ist ziemlich behaart, die Unterseite etwas weniger. Die Art ist gynodiözisch , d.h. es gibt Pflanzen mit zweigeschlechtlichen (zwittrigen) Blüten und solche mit nur weiblichen. Die zwittrigen Blüten sind ziemlich gross, bis 1.5 cm lang und sie wachsen hängend bis abstehend, die kleineren weiblichen sind abstehend. Die Blütenfarbe variiert von rot bis rosarot. Die Farbe der Beeren wechselt von rot nach schwarz. Benannt ist diese Art zu Ehren von Herrn Raven, der auch Fuchsien erforscht hat.
F. thymifolia ist die sechste und letzte Art der Sektion Encliandra. Auch diese Art hat zweigeschlechtliche und weibliche Blüten auf verschiedenen Pflanzen. Sie kommt in zwei Unterarten vor, nämlich als F. thymifolia ssp. thymifolia und als F. thymifolia ssp. minimiflora. Thymifolia bedeutet "mit Blättern wie Thymian". Die Sträucher der Unterart thymifolia werden bis 2.2 m hoch, ihre Blätter sind mit 3 x 1.5 cm ziemlich gross. Die Blüten hingegen sind sehr klein, nur ein paar mm gross, resp. klein. Sie sind weiss, werden aber nach der Befruchtung rot. Diese Unterart blüht sehr reich und die Sträucher sind später voll behangen mit schwarzen Beeren. Auch diese Fuchsie kommt aus Mexiko und wächst dort in Höhen von 2'000 - 3'000 m Höhe. F. thymifolia ssp. minimiflora bildet etwas kräftigere Sträucher von bis zu 3 m Höhe. Die Blätter sind ziemlich gross, 6.5 x 3 cm. Der Name sagt es bereits, auch diese Unterart hat sehr kleine Blüten. Sie blüht etwas weniger reich als die Unterart thymifolia. Die Kronblätter der zwittrigen Blüten beider Unterarten weisen eine typische Verdrehung auf. Die Pflanzen mit den weiblichen Blüten kommen auch unter dem falschen Namen F. minimiflora vor. Das natürliche Verbreitungsgebiet ist in Mexiko in Höhen von 2'100 - 2'500 m.
Innerhalb dieser Sektion kommen auch noch Naturhybriden vor, z.B. F. x bacillaris. Dies soll eine Kreuzung zwischen F. microphylla ssp. microphylla und F. thymifolia ssp. thymifolia sein. F. cinnabarina soll identisch sein mit F. x bacillaris, was aber offensichtlich nicht der Fall ist. Weiter gibt es eine zwittrige F. encliandra, welche aber auch eine Kreuzung sein muss, da F. encliandra zweihäusig ist. Diese kleinblütigen Fuchsien werden häufig besucht durch Insekten und sie kreuzen untereinander sehr leicht. Häufig wachsen Sämlinge aus Samen von abgefallenen Beeren und wenn man nun bei solchen Sämlingen annimmt, es handle sich um diese oder jene Art, stimmt dies meist nicht. Die Insekten achten beim Bestäuben ja nicht darauf, dass sie die Pollen jeweils zur richtigen Pflanze bringen. Daher sollte man solchen Sämlingen nie einen botanischen Namen geben, weil es sich meist um Hybriden handelt.
Quelle: Fuchsiana 04/2012
Übersetzung: Hans Eggenberger (he)
Fotos: Henk Hoefakker